Die Laterne
- kirstyellenwilson1
- 16. Okt. 2018
- 3 Min. Lesezeit
Eine einsame Laterne stand auf dem Weg und erleuchtete den sonst eher dunklen Weg. Ich stelle mich neben sie und suche nach meinem Schatten. Vergebens. Mein Schatten war nicht rechts, nicht links, nicht vor mir und auch nicht hinter mir. Wo war er nur hin? Das Licht der Laterne flackerte und wurde kalt. Mein Schatten kam aus der dunklen Ecke des Waldes und stellte sich, an die Laterne lehnend neben mich. Ich wollte gehen, doch mein Schatten hielt mich fest. Der Wind blies durch die noch kahlen Äste. Es war zwar schon Frühling, jedoch blühten die Bäume noch nicht. Im kalten Licht der Laterne, da es aus, als ob die Bäume Gesichter hätten und versuchten mit mir zu reden. Ich schloss meine Augen und Atmete die kalte aber gut tuende Luft ein. Ich fühlte, wie sie durch mich hindurch strömte und mich von innen mit neuem Sauerstoff versorgte. Einen Moment blieb ich noch mit geschlossenen Augen wie angewurzelt an der Laterne stehen, bis ich meine Augen wieder öffnete und mich auf meinen weiteren Weg machte. Mein weiterer Weg führte mich auf einen Weg der endlos zu sein schien. Immer wieder blieb ich stehen um bewusst tief ein und aus zu atmen. Mit jeden tiefen Atemzug wurde ich mir meinen Gedanken und meinem Körper bewusster und sicherer. An der nächsten Laterne sah ich mich um nach meinem Schatten und sah, dass er schon auf mich gewartet hatte und mir sanft die Hand reichte um die nächsten Schritte mit mir zu gehen. Mir wurde erst dort bewusst, mit jedem Atemzug wurde ich mir meinen Gedanken und meinem Körper zwar bewusster, jedoch wurde ich auch immer schwächer und war nun kaum noch in der Lage von allein zu laufen. Mein Schatten griff mir unter die Arme und stützte mich. Als ich nicht mehr konnte und am Boden kniete und mir schmerzlich bewusst wurde, dass ich den Kampf verloren habe, gab es noch Hoffnung. Zumindest eine letzte. Mein Schatten drang in mich ein und gab mir somit neue Kraft zum weiter gehen. Meine Gedanken wurden gestärkt und mein Körper wieder aufgebaut. Die Frage die sich mir nur stellt ist, wie lange kann mein Schatten mich tragen und halten? Kann mein Schatten mich tragen bis mein Leben enden soll? Die Gedanken des Schattens sind nun auch meine Gedanken. Der Schatten kramt im Gedankenarchiv eine Kiste hervor und zeigt sie mir vor meinem inneren Auge. Es ist eine Kiste mit liebevollen Erinnerungen und Erlebnissen drin. Er sagt, dass Liebe und Freundschaft einen Menschen sehr weit nach vorn bringen kann, jedoch muss man immer selbst laufen. Liebe und Freundschaft ist da, wenn man fällt oder schwach ist. Sie können einem die Hand reichen wie zuvor mein Schatten es für mich getan hat. Irgendwann werde ich meinen Schatten nicht mehr als Hilfe brauchen sondern wieder als mein Schatten. Ich werde ihn dann als dieses auch wieder sehen, jedoch werde ich nie vergessen wie mein Schatten für mich da war und mit mir gelaufen ist, als ich es allein nicht konnte. Jeder kann das Laufen einmal verlernen. An die Laterne denke ich noch heute und manchmal stehe ich noch an ihr und atmte tief ein und aus bevor ich weiter laufe. Mein Weg ist noch nicht zu Ende auch wenn es oft danach aussieht. Die Laterne spendet mir momentan ein warmes Licht. Es flackert nicht und wird nicht kalt. Der Frühling ist nun auch bei den Bäumen angekommen, sie beginnen zu blühen. Egal wie aussichtslos es oft aussieht… mein Schatten ist da und das warme Licht der Laterne und auch die blühenden Bäume im ewigen Frühling der mir damals das Laufen wieder beigebracht hat.
-KEW-
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